Georgien: Tag 3 - Tiflis - Akhaltsikhe - Höhlenstadt Vardzia - Borjomi
- Taunustörtchen
- 7. Okt. 2020
- 5 Min. Lesezeit

Heute würde uns unsere Reise zum Kleinen Kaukasus in den Süden von Georgien führen. Die beeindruckende Höhlenstadt von Vardzia liegt fast an der türkischen Grenze. Die Grenzen und Machthaber haben in dieser Region oft gewechselt, daher gibt es hier unzählige verfallenen Festungen. Eine werden wir uns auf dem Weg nach Vardzia anschauen, die Khertvisi Ruine liegt kurz vor der Abzweigung von der S11 auf die SH59 an der Kura. Unser erster Halt ist aber in Akhaltsikhe, um die Festung Rabati (Rabatistsikhe) zu besuchen. Übernachten werden wir im Kurort Borjomi.

Akhaltsikhe
Die Festung Rabati (Rabatistsikhe) haben wir nach etwa 3 Stunden Fahrtzeit von Tiflis erreicht. Sie ist von hohen Mauern umgeben und beherbergt eine Vielzahl an unterschiedlichsten Gebäude. Einige erinnern an 1001 Nacht oder sogar an Disneyland. Das ganze Areal wirkt sehr aufgeräumt und nicht wirklich authentisch. Nichtsdestotrotz macht es Spaß, sich die unterschiedlichen Gebäude anzuschauen, ob sie nun wirklich in dieser Form hier so standen, sei mal dahin gestellt. Neben einem Geschichtsmuseum , befindet sich die Ahmediyye Mosche mit ihrer goldenen Kuppel [Bild: unten Mitte] und eine Medrese auf dem Areal. Die Mosche war das einzige Gebäude, das vor der Sanierung noch intakt war, aber keine Goldkuppel besaß. Dahinter schließen sich der Palast des Paschas und die Medrese mit ihren Rundbögen an. Das schöne Gebäude mit dem Spitzdach und dem Brunnen [Bild: links oben und rechts unten] und den Arkadenbau [Bild: rechts oben] ließen die Sowjets zu Ehren der sowjetischen Garnison erbauen. Wer einmal eine kleine Abwechslung zu Kreuzkuppelkirchen und Ruinen haben möchte, dem sei diese Festungsanlage empfohlen. Es ist aber kein historisches Highlight, das man auf einer Georgien Reise gesehen haben muss.

Khertvisi Festung
Die Fahrt nach Vardzia ist ein Highlight für sich und man folgt der Straße entlang der Kura bis in das reizvolle Tal bis nach Aspindza. Etwa 12 km südlich des Ortes liegt die Ruine Khertvisi. An diesem strategischen Punkt steht bereits seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. eine Festungsanlage. Die Khertvisi Festung ist einer der ältesten und am besten erhaltenen Befestigungsanlagen Georgiens, auch wenn innerhalb der Anlage nicht mehr viel zu sehen ist [Bild: links oben]. Während des 10. und 11. Jahrhunderts war die Anlage das Zentrum der gesamten Region und im nächsten Jahrhundert bildete sich sogar eine Stadt um die Festung. Im 13. Jahrhundert wurde sowohl die Stadt, als auch die Anlage durch die Mongolen zerstört. Es folgte eine Zeit in der das Gebiet in türkischer Hand lag, die die Anlage groß ausbauten und von dort weitere Teile Georgiens eroberten. Die heutigen Außenmauern der Anlage stammen zum Großteil aus dem 14. Jahrhundert und vermitteln einen guten Eindruck über die einstige Größe [Bilder: rechts oben, links unten]. Von der Burg hat man eine schöne Aussicht über das Tal [Bild: rechts unten].

Tal der Mtkvari (Kura)
Folgt man weiter der Kura (Mtkvari) Richtung türkischer Grenze, fallen unweigerlich die Höhlen auf, die in den steilen Felshängen sind. Hier zog sich die Bevölkerung bei Gefahr zurück. Zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert wurde außerdem der Wald im Tal gerodet. Einmal um Feuerholz zu haben, aber auch um Feinde schnellstmöglich zu sehen.

Vardzia
Die Felsenstadt bietet wirklich einen surrealen Anblick, wenn man die ganzen Höhlen im Erusheti Berg von unten betrachtet. Über etwa 900 Meter wurde die Felswand mit verschiedenen Höhlen, auf 40 Meter Höhe und 13 Ebenen, versehen. Die Höhlenstadt bietet eine der spektakulärsten Sehenswürdigkeiten Georgiens. Durch ein komplexes Tunnelsystem sind die verschiedenen Räume miteinander verbunden. Das Kloster geht auf die Bronzezeit zurück, aber zur wahren Größe wurde es erst durch König Giorgi II und seine Tochter Königin Tamar, die es im 12. Jahrhundert zu einer Trutzburg ausbauen ließen [Bilder: unten]. Die Königin soll während eines militärischen Konflikts mit den Türken von 1193 - 1195 hier gelebt haben.

Während der Blütezeit lebten etwa 800 Mönche in 2000 Räumen der Höhlenstadt. Die Höhlen bestanden meist aus drei Räumen, daneben gab es Scheunen, Speisesäle, Apotheken, Weinkeller und Kirchen. Darunter die Maria-Himmelfahrt-Kirche [Bild: rechts] mit ihrem galerieartigen Eingangsbereich [Bild: links oben], der durch zwei große Rundbögen sehr markant ist. Der Eingangsbereich ist mit bunten Fresken geschmückt [Bild: rechts], wie auch das Innere des Sakralbaus. Windkanäle sorgten für frische Luft in den Höhlen und über Aquädukte wurde die Wasserversorgung sichergestellt. All dies kann man heute noch sehen. Bei Gefahr fanden etwa 50.000 Menschen Schutz in der Stadt, die nur über Leitern zugänglich war und bei Gefahr eingezogen werden konnten. Außerdem gab es einen geheimen Fluchttunnel, den man heute als Tourist auf dem Rückweg aus der Höhlenstadt nimmt. Im Jahr 1552 wurde die Stadt durch die Türken erobert und zerstört, da ein Verräter die Lage der Geheimtunnel verraten hatte. Die Stadt wurde anschließend nicht mehr aufgebaut. Mittlerweile laufen Restaurierungsarbeiten und die Höhlenstadt steht zusammen mit der Festung von Khertvisi auf der Anwärterliste für das UNESCO Weltkulturerbe. Wer die Höhlenstadt besuchen möchte, sollte unbedingt an festes Schuhwerk denken und nicht unter Platzangst leiden. Der Weg durch die Stadt führt über enge und steile Treppen und der Ausgang erfolgt durch den alten Fluchttunnel. Außerdem kann es teilweise sehr windig sein, daher sollte man auch einen Pullover oder ähnliches einpacken.

Borjomi
Die Stadt ist nicht nur durch ihr Trinkwasser bekannt, was in den meisten Restaurants auf dem Tisch steht, sondern ist durch die Heilquellen zu internationalem Weltruhm gelangt. Der etwa 10.000 Einwohner zählende Ort direkt an der Kura (Mtkvari) in einem grünen Tal, dass teilweise an den Schwarzwald erinnert. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Borjomi zu einem sehr beliebten Kurort für Russen und später für die gesamte Sowjetunion. Bald war der Ort auch als Ferienresidenz angesagt und viele reiche Russen und Perser legten Wert darauf eine Residenz in Borjomi zu haben. Dies führte auch dazu, dass das erste Stromwerk Georgiens in der Nähe Borjomis lag. Die pompösen Feiern der russischen Oberschicht mussten schließlich in das rechte Licht gerückt werden! Borjomi wurde das Saint Tropez des Russischen Reichs. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion brach der Kur Tourismus zusammen und viele der leerstehenden Hotels und Sanatorien wurden von Flüchtlingen aus Abchasien bezogen. Es war auch kein Geld mehr für die Sanierung der Kurhotels oder prachtvollen Villen vorhanden und der Ort verfiel mit den Jahren. Noch heute sind viele der Hotels von Flüchtlingen bewohnt, die Wohnzustände sind für uns kaum vorstellbar [Bilder: alle unten]. Es gibt meistens keine Küchen, daher kochen die Menschen auf den Fluren auf einzelnen Gaskochern. Strom bekommen die Räume durch kreuz und quer gezogene Strippen, bei denen wohl jeder Elektriker graue Haare bekommen würde. Teilweise sieht man, dass es gebrannt hat. Es fehlen Fenster oder sie sind notdürftig ersetzt worden. Schaut man sich dann die Menschen an, die diese Gebäude verlassen, ist man erstaunt wie ordentlich und gepflegt sie aussehen. Als würden sie gerade in ihr Büro der örtlichen Bank gehen.

In der Ortsmitte liegt der Kurpark, das Zarenbad und einige kleine Geschäfte, die zu einem Bummel einladen. Seit 2007 kommen immer mehr Touristen nach Borjomi, vor allem auch aus Russland. Besonders schön hergerichtet ist mittlerweile die Firouzeh Villa [Bild: oben] mit den orientalischen Schnitzereien und Spiegelelementen. Die Villa hatte sich ein Teppichhändler erbauen lassen und heute beherbergt sie ein kleines, aber feines Hotel, namens Golden Tulip Borjomi. Die Preise waren während unseres Aufenthaltes erstaunlich moderat. Leider sind wir nicht in den Genuss einer Übernachtung gekommen, wir logierten in der Grimis Villa [Link], auf der anderen Seite des Ortes. Der Name klingt nobler, als es ist, aber wir hatten saubere Zimmer und ein gutes Frühstück. Daher war das absolut in Ordnung. Nach dem langen Tag und vielen Stunden im Auto war es einfach schön, gemütlich durch den Kurpark zu schlendern und die angenehme Abendluft zu genießen. Mittlerweile wird das Mineralwasser in über 40 Länder exportiert und macht unfassbare 10% des gesamten georgischen Exportvolumens aus. An der Ekaterinen-Quelle, die durch eine große türkisfarbene Metallkuppel überdacht ist, kann man das berühmte Heilwasser kostenlos probieren. Nun ja, es schmeckt halt gesund. Eisen und Schwefel sind keine Geschmacksträger. Dafür ist aber auch gesundes Calcium, Sodium, Chlorin und Kalium enthalten. Das macht sicher schön und gesund. Hinter dem kleinen Wasserfall und der Statue [Bild: rechts unten] beginnt der Freizeitpark mit Spielbuden und Fahrgeschäften.

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