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Georgien: Tag 5 - Mestia - Ushguli - Mestia

  • Autorenbild: Taunustörtchen
    Taunustörtchen
  • 7. Okt. 2020
  • 4 Min. Lesezeit


Am späten Abend haben wir gestern Mestia erreicht und heute würden wir nach einem Spaziergang durch den Ort eine Jeep Tour nach Ushguli unternehmen.

Swanetien gilt als Land der tausend Türme und war in früheren Zeiten schwer zu erreichen und praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Das Leben in der Region war meist durch Krieg gezeichnet, das zeigen auch die vielen Wehrtürme, die die Landschaft so einzigartig machen. Swanetien genoss bis ins 19 Jahrhundert seine Unabhängigkeit, auch wenn es offiziell seit dem 11. Jahrhundert zur georgischen Krone gehörte. Eigene politische Ordnungen herrschten, so regelten die Familiensippen das Zusammenleben und über wichtige Entscheidungen wurde im Dorfverband entschieden. Sogar Frauen hatten ein Stimmrecht! Da der Staat nicht den Schutz der Bevölkerung übernahm, lebten die Familienverbände in festungsartigen Häusern, von denen jedes einen Wehrturm (Koschki) hatte. Im Wehrturm suchte man bei Gefahr Schutz und konnte sich über Monate verbarrikadieren. Auch die Blutrache war ein häufiger Grund den eigenen Wehrturm aufzusuchen. Es gab Zeiten, da wurde Swanetien durch die Blutrache mehr geschwächt, als durch feindliche Angriffe. Mittlerweile ist Ober Swanetien (Zemo Svaneti) eines der beliebtesten Urlaubsziele Georgiens. Das liegt sicher auch daran, dass es keine Blutrache mehr gibt und keine nordischen Bergstämme über die Region herfallen.


Mestia

Mestia ist die Hauptstadt der Region und hat eine "Skyline" mit 42 Wehrtürmen, umrahmt von schneebedeckten Bergen. Was für eine Kulisse! Doch bevor die Region zu einem touristischen Highlight werden konnte, musste die Anarchie, die hier nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion herrschte, bekämpft werden. Allmächtige Klans und Gesetzlose hatten die Gegend in ihrer Hand und Fremden trauten sich nicht hier her. Eine Razzia im Jahr 2004 beendete die jahrelangen Anti-Kriminalitäts-Kampagnen. Darauf folgte der Bau einer Polizeistation und eines Gerichtsgebäudes. Leider fielen viele alte Gebäude der Modernisierung des Ortes zum Opfer und auch Einwohner wurden enteignet. Diese hatten ihre Grundstücke nicht ins Grundbuch eintragen lassen, denn schließlich wusste ja jeder, wem etwas gehört.  Die meisten Wehrtürme stammen aus dem 10. und 11. Jahrhundert, jedoch können einige Fundamente bis zu 2000 Jahre alt sein. Mestias Partnerstadt ist San Gimignano in der Toskana und die Türme in Italien erinnern stark an die georgischen Bauten. Eventuell haben sich die beiden Regionen gegenseitig beeinflusst, denn die Römer kannten Swanetien bereits. Als gesichert gilt jedenfalls, dass sowohl die toskanischen, als auch die swanetischen Steintürme Geschlechtertürme waren, d.h. jede Familiensippe besaß mindestens einen Wehrturm als Statussymbol und als Zufluchtsort. Die meisten Türme haben drei Stockwerke , in denen im Erdgeschoss die Vorräte lagern, im ersten Stock lag der Wohnbereich und ganz oben waren die Schießscharten und der Ausguck. Oft waren die Türme mit den Wohnhäusern verbunden und mit Geheimgängen verbunden.  Ein georgisches Weisheit besagt, dass ein Wanderweg schlecht ist, wenn der Wanderer abstürzt und nicht gefunden wird. Bei einem guten Wanderweg stürzt der Wanderer ab, aber seine Leiche wird gefunden und kann beerdigt werden. Ausgezeichnet ist ein Weg, von dem ein Wanderer nicht abstürzt. Folgt man dieser Ordnung, so war der Weg nach Ushguli früher schlecht. Mittlerweile ist er zu einem großen Teil asphaltiert und die Bauarbeiten dauern an. Trotzdem werden die Touren nur durch erfahrene Fahrer mit Allrad Autos empfohlen, denn die Strecke noch immer vereinzelte Tücken.  Hat man Mestia erstmal hinter sich gelassen und so hat man von den langsam ansteigenden Höhen eine schöne Sicht auf die einzelnen Orte und ihre markanten Wehrtürme [Bild: links oben]. Die Straße folgt immer dem Fluss Enguri, den man mit dem Auto öfters überquert. Wir haben in Adishi gehalten und uns die alte St. Barbara Kirche "Barbali" in S. Kheshi  (Link)  aus dem 9. Jahrhundert angeschaut [Bilder: rechts oben und beide unten]. Die Kirche ist offen und kann kostenlos und unproblematisch besichtigt werden. Auf eine Kopfbedeckung als Frau sollte man aber trotzdem achten.


Ushguli

Auf der Fahrt nach Ushguli konnte ich richtig gut entspannen. Die wunderschöne Landschaft, das ruhige Schaukeln über die Schotterpiste und die Anstrengungen der letzten Tage, ließen ein etwas träge werden. Doch als das Ziel in Sicht kam, war jegliche Müdigkeit verflogen. Welch eine tolle Aussicht [Bild: links oben]! 46 erhaltene Wehrtürme aus dem 8. bis 12. Jahrhundert hat Ushguli und gehört damit zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Türme sind aus dunklem Schiefer gebaut und verleihen ihnen ihre düstere Ausstrahlung. Leider haben sich mittlerweile zu den historischen Bauten viele neue Gebäude gefunden, Wellblechdächer und bunte Plastikplanen gehören zum Ortsbild. Der Sendemast am Rande des Ortes sorgt wenigstens für perfekten Handy Empfang, wenn er auch nicht schön ist [Bild: rechts oben]. Ushguli bedeutet Herz, das keine Angst hat. Denkt man an die früheren Zeiten zurück und die Konflikte die ausgetragen wurden, ist der Name mehr als passend. Der Ort liegt auf 2200 Meter Höhe und galt lange als das höchste dauerhaft bewohnte Dorf Europas. Mittlerweile wurde dieser Titel an ein Dorf in Tuschetien abgegeben, in dem ein Greis dauerhaft lebt. Ich bin mir nicht sicher, ob man hier vielleicht auf dessen Ableben hofft, um den Titel zurückzuholen. Durch die Lage ist der Ort mehrmals im Jahr von der Außenwelt abgeschnitten und es liegen 6 Monate Schnee. Während wir dort waren, wurde das Heu eingebracht und die Natur wirkte schon deutlich herbstlicher, als im restlichen Land [Bild: links oben und rechts unten].  Von der Lamaria Kirche hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Berge [Bild: Mitte rechts], die hinter der Ortschaft liegen. Nach einem gemütlichen Spaziergang durch das Dorf sind wir im Cafe Koshki eingekehrt und haben sehr leckere Kubdari gegessen. Was für ein Erlebnis. Danach wurden wir in unseren Jeeps gemütlich zurück zu unserem Hotel in Mestia geschaukelt. 


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Das Reisen ist neben der Fotografie meine große Leidenschaft. Ich liebe es die unterschiedlichsten Reisearten zu nutzen und dabei die Erlebnisse mit meiner Kamera festzuhalten.

 

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