Georgien: Tag 7 - Kutaissi - Katskhi Kloster - Chiatura - Kutaissi
- Taunustörtchen
- 7. Okt. 2020
- 4 Min. Lesezeit

Heute würden wir einen Tagesausflug in die Umgebung von Kutaissi machen. Zunächst würden wir das sehr ungewöhnliche Kloster Katskhi besuchen und anschließend in die Bergbaustadt Chiatura fahren.

Katskhi Kloster
10 Kilometer von Chiatura entfernt liegt das ungewöhnliche Kloster Katskhi [Bilder: unten]. Es ist wahrscheinlich das kleinste des Landes und liegt auf einer 40 Meter hohen Felsnadel. Die Klostergründung erfolgte im 10. Jahrhundert und geht auf asketische Anhänger des Christentums zurück. Aber auch die Askese kennt Grenzen, so gibt es auf dem 10 Meter x 15 Meter großen Plateau auch einen Weinkeller. So etwas ist in Georgien einfach Pflicht. Wer meint, dass das Kloster durch seine exponierte Lage vor Angriffen verschont bliebt, irrt leider. Nach arabischen und mongolischen Angriffen verfiel das Gebäude und erst seit 1993 ist es wieder bewohnt. Ein Mann aus Chiatura wollte sich von seinem lasterhaften Leben abkehren und lebte dort als Mönch. Es folgte eine Sanierung durch staatliche Mittel und heute erhält der Mönch Essen und Wasser über einen Seilzug. Mittlerweile hat sich eine kleine Gemeinde um das Kloster gebildet und der Mönch hält zweimal die Woche einen Gottesdienst in der kleinen Kapelle am Fuße der Felsnadel [Bild: oben]. Zu dem Kloster darf man nicht hochkraxeln. Der Mönch empfängt oben nur noch andere Geistliche oder Leute mit einer Sondererlaubnis. Frauen durften noch nie die Vielzahl an Stufen erklimmen, sondern nur Männern war Zugang eine Zeit lang erlaubt.

Chiatura
Chiatura - oder die Stadt der schwebenden Metallsärge. Ich muss gestehen, als ich die Reise gebucht habe und klar war, dass wir auch mit den Gondeln fahren würde, habe ich mir lange überlegt, mit welcher Ausrede ich dem entgehen könnte. Aber was soll ich sagen, zwei Monate vor unserem Besuch hat die Stadtverwaltung alle Seilbahnen aus Sicherheitsgründen stillgelegt. Ich würde mal vermuten, dass das nicht wegen Schönheitsmängeln erfolgt ist. Teilweise haben sogar schon die Konstruktionen der Stationen extreme Baumängel. So gab die Betonbrücke deutlich nach, als ich sie überquert habe, um an die Seilbahn Bergstation zu kommen [Bild: links unten].

Die Bergbaustadt hat, dank einer außergewöhnlichen geografischen Lage, während der Stalin Zeit ein Verkehrsnetz aus 26 Personenseilbahnen ausgebaut. Hiermit wurden die Arbeiter vom Tal zu den Minen, aber auch die Einwohner zu ihren modernen Plattenbauten transportiert. In der Hochzeiten waren über 70 Personen- und Materialseilbahnen in Chiatura in betrieb. Chiatura war früher einer der wichtigsten Manganproduzenten der Welt, da es für die Legierung von Stahl benötigt wird. Die Arbeiten fanden unter teils menschenunwürdigen Bedingungen statt. Nach dem Krieg machte Stalin die Stadt zu einem vorzeige Arbeiterstandort, indem die sowjetische Ingenieurskunst in Form der Seilbahnen zur Schau gestellt wurde. Die Stalinbahn [Bild: links unten] wurde 1953 in Betrieb genommen, die Friedensbahn [Bild: rechts unten] befördert ihre Mitfahrer mit einer Neigung von 48 Grad nach oben und unten. Nichts für Leute mit Höhenangst. An diesen Bahnen ist in fast 70 Jahren kaum eine Änderung vorgenommen worden, daher war eine Stilllegung wohl nur eine Frage der Zeit.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war kein Geld mehr für Investitionen da und die Stadt verwandelte sich in eine graue und triste Stadt. Die Strom- und Wasserversorgung brach zusammen und die Menschen mussten ihre Plattenbauten mit Holz heizen. Mittlerweile kann man einen kleinen Aufschwung spüren, auch wenn die Stadt noch einen weiten Weg vor sich hat und nach Schätzungen die Mangan Vorräte nur bis ins Jahr 2030 ausreichen. Viele der Menschen die am Rand in den Plattenbauten wohnen, sind durch die fehlenden Seilbahnen von der Stadt abgeschnitten. Die Wege in die Stadt sind nur über lange Straßen möglich und nicht jeder hat ein Auto. Drei der wichtigsten Verbindungen sollen saniert und mit klimatisierten Gondeln ausgestattet werden. Das geplante Ende dieses Projektes sollte 2018 sein und die Gelder, immerhin mehr als 15 Millionen Euro, sollten durch die georgische und französische Regierung erfolgen. Im September 2019 haben wir keinerlei Bauarbeiten an den Seilbahnen gesehen. Man kann für die Bewohner nur hoffen, dass sich das bald ändern wird. Wir verlassen nun dieses interessante Fleckchen Erde und fahren zurück nach Kutaissi.

Kutaissi
Wenn das kein Kontrastprogramm zu Chiatura ist! Die Bagrati Kathedrale in Kutaissi liegt im Nordosten der Stadt, genauer gesagt auf dem Berg Ukimerioni. Die Kathedrale wurde 1003 fertiggestellt und war lange Zeit die größte Kathedrale des Landes, bis sie 1692 durch die Türken in die Luft gesprengt wurde. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts begann man damit, die Kirche wieder aufzubauen. 2012 erfolgte die Fertigstellung, doch der Aufbau erfolgte nicht nach Denkmalschutz Kriterien und die Kathedrale verlor ihren UNESCO Weltkulturerbe Status, den sie seit 1994 hatte. Trotz allem lohnt sich eine Besichtigung, auch wenn das Innere sehr schlicht gehalten ist und es keine Fresken mehr gibt. Von hier oben hat man außerdem einen wunderschönen Blick über die Stadt.

Zum Abschluss des Tages machen wir noch einen Bummel über den Markt und genossen die verschiedenen Gerüche aus Gewürzen, getrockneten Blumen, frischem Obst und vielen anderen Sachen. Die Farben, Gerüche und Geräusche entführen einen ganz schnell in eine andere Welt. Dafür sollte man sich auf alle Fälle genügend Zeit nehmen und in diesen Mikrokosmos eintauchen.

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