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Nördliches Harzvorland

  • Autorenbild: Taunustörtchen
    Taunustörtchen
  • 23. Jan. 2022
  • 9 Min. Lesezeit

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Blankenburg

Blankenburg liegt im Nordharz und hat rund 20.000 Einwohner. Über der Stadt steht das große Schloss, in der Mitte der Stadt das kleine Schloss. Dazwischen liegt eine barocke Parkanlage. Das große Schloss kommt als schlichter Barockbau daher. Bereits im 12. Jahrhundert stand hier eine Burg und wachte über die erste Siedlung. 1546 brannte deren Reste ab und Herzog Ludwig Rudolph von Braunschweig-Wolfenbüttel erbaute an gleicher Stelle zwischen 1705 und 1718 die jetzige Anlage. Während der DDR war in dem Gebäude die Fachschule für Binnenhandel untergebracht. Seit 1992 steht es leer, kann aber bei Führungen besichtigt werden. Die Schlosshöfe sind frei zugänglich. Lohnenswert ist der kleine Parkweg zurück in die Stadt. Ziel ist der barocke Terrassengarten und das kleine Schloss, in dem auch die Servicestelle der Harzer Wandernadel untergebracht ist.


Burg Regenstein

Nördlich von Blankenburg liegt die Burgruine Reichenstein. Einst war die Burg uneinnehmbar, heute bietet die Ruine einen tollen Ausblick über die schöne Landschaft. Die ersten Erwähnungen der Burg stammen aus dem Jahr 1162. Bereits im 15. Jahrhundert begann der Verfall der Burg, aber die Preußen bauten sie ab 1671 zur Festung um. Nachdem die Festung während des Siebenjährigen Krieges von den Franzosen eingenommen worden ist, sprengten sie die Preußen mit all den Pulvervorräten nach der Rückeroberung 1758.


Direkt unterhalb der Anlage gibt es einen Parkplatz. Früh sein lohnt sich, da dieser schnell voll ist. Der kurze Anstieg ist schnell gemeistert. Man sollte es nicht versäumen, direkt hinter dem Kassenhäuschen nach links auf den kleinen Hügel zu steigen. Von hier hat man die beste Aussicht auf die Anlage. Es macht viel Spaß die Anlage zu erkunden, auch wenn von der ursprünglichen Burg nicht viel übrig ist. Von ganz oben hat man eine traumhafte Aussicht Richtung Halberstadt und die umliegende Natur. Wer von Sandstein immer noch nicht genug hat, sollte einen kleinen Abstecher zu den Sandsteinhöhlen unterhalb der Burg unternehmen. Einst gehörten sie zum Befestigungssystem der Burg, heute kann man hier verstecken spielen.

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Teufelsmauer

Einer der beliebtesten Wanderwege im Harz ist der an der Teufelsmauer entlang. Eine bizarre Sandsteinformation die vor über 85 Millionen Jahren als Ablagerung im einstigen Meer entstanden und eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands ist. Der Legende nach, wollte der Teufel eine Mauer zwischen seinem Land, dem erzreichen Harz und Gottes Land, der fruchtbaren Ebene erbauen. Bis zum ersten Hahnenschrei sollte alles fertig sein. Der Hahn schrie jedoch zu früh und so fehlte ein Stein in der Mauer und es stürzte alles ein. Die Reste können wir an vielen Stellen bewundern. Wie eine Art Bogen liegt die Teufelsmauer zwischen Blankenburg-Timmenrode und Weddersleben-Neinstedt und der sogenannte Großvaterfelsen macht den Anfang der Formation. Der Weg an der Teufelsmauer entlang hat eine Länge von 5 Kilometern (eine Richtung) und bietet viele skurrile Felsformationen, Grotten, Aussichtsplätze und Höhlen. Den Abschluss der Teufelsmauer bildet das sogenannte Hamburger Wappen bei Timmenrode. Zurück fährt man entweder mit dem Bus oder läuft den einfacheren Weg am Südhang zurück. Wer auch vor einer weiteren Strecke nicht zurück schreckt, der hat die Möglichkeit den 30km langen Teufelsmauerstieg zwischen Ballenstedt und Blankenburg zu wandern. Wer nur einen Spaziergang machen möchte, dem sei der Abschnitt bei Weddersleben empfohlen. Hier kann man über Treppen Pfade bis zu den Felsen hoch laufen und auf deren Rückseite gemütlich zurück zum Parkplatz spazieren.

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Großvaterfelsen

Wer Blankenburg gerne mal von oben sehen möchte und keine Angst vor einer kleinen Klettereinlage hat, sollte auf den Großvaterfelsen steigen. Bei gutem Wetter herrscht hier reger Betrieb und man muss schauen, wie man einen Platz auf der kleinen Plattform ergattert.

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Halberstadt

Halberstadt kann ebenfalls auf eine lange Geschichte zurück blicken. 1200 Jahre deutsche Geschichte will in der 41.000 Einwohner Stadt gefunden werden, auch wenn die Türme des Domes schnell entdeckt sind. Die Narben der neueren Geschichte lassen sich noch überall entdecken. Halberstadt wirkt auf den ersten Blick wie eine typische DDR-Retortenstadt. Dafür ist die Altstadt in den letzten Jahrzehnten saniert worden und begrüßt die Touristen mit Baukunst der Romanik und Gotik, einem mittelalterlichen Domschatz und zahlreichen Fachwerkhäusern.


Bereits vor 1200 erwählte Karl der Große Halberstadt als Bischofssitz und Otto III. verlieh der Stadt im Jahr 989 Münz-, Markt- und Zollrechte. Mit den Nachbarstädten Quedlinburg und Aschersleben gründete die Stadt 1326 den Halberstädter Dreistädtebund und trat der Hanse bei. Auch hier führte die Reformation zu unruhigen Zeiten, was in einem mischkonfessionellen Domkapitel und einer Rekatholisierung endete. Aufwind bekam die Stadt mit der Inbetriebnahme der Magdeburger-Halberstädter Eisenbahnlinie und der daraus folgenden Industrialisierung. Im Ersten Weltkrieg produzierte man vor allem Flugzeugwerke und auch im Zweiten Weltkrieg produzierte man in der Stadt Rüstungsgüter. Das führte zu gezielten Bombenangriffen der Alliierten und einer deutlichen Zerstörung der Stadt. Im Jahr 1945 wurden bei einem Luftangriff 82% der Altstadt zerstört und 2500 Menschen starben. Die DDR baute die Stadt nach neuen Plänen auf und alte Fachwerkhäuser wurden abgerissen. Nach der Wiedervereinigung wurden die restlichen Bauwerke saniert und die Innenstadt auf dem historischen Raster wieder aufgebaut. Wie auch Quedlinburg war Halberstadt Modellsanierungsstadt und wurde 2002 mit der Goldmedaille für ihre Ergebnisse bedacht.

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Langenstein

Der Ortsteil von Halberstadt liegt etwa 6 Kilometer entfernt und ist vor allem wegen seiner Höhlenwohnungen bekannt. Noch bis 1910 waren diese in den blanken Sandstein gehauenen Wohnungen durch Familien bewohnt. Anschließend sind sie vor allem als Ställe oder als Lagerräume genutzt worden. Heute werden die Zeitzeugen liebevoll von einem Verein betreut und für Besucher wieder zugänglich gemacht. Tagsüber stehen die meisten Wohnungen offen und können frei besichtigt werden. Wer eine Führung möchte, sollte sich vorab per Telefon beim Verein melden.

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Tipp: Neben den Wohnungen am Schäferberg kann man auch eine Höhlenwohnung an der Altenburg besuchen. Von hier oben hat man außerdem eine tolle Aussicht über Langenstein und bis nach Halberstadt.

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Osterwiek

Das Örtchen wirkt wie aus einer anderen Zeit oder als ob es jemand in den Dornröschenschlaf versetzt hätte. Die meisten der Fachwerkhäuser sind wunderschön renoviert und zwischendurch findet man noch ein kleines verhutzeltstes Häuschen in den Straßen. Der Ort blickt auf eine über 1025-jährige Geschichte zurück. Nach Überlieferungen gründete Karl der Große im Jahr 780 in Osterwieck die erste Kirche. Die im Laufe der Zeit zu einem Missionszentrum wurde und die Stadt Münz- und Zollrechte erhielt. Die Fachwerkhäuser stammen aus den Epochen der Gotik (bis 1521), dem sogenannten Niedersächsischen Stil (1533 - 1584), der Renaissance (1580 - 1640) und dem Barock (1640 - 1780). Daher wird der Ort auch als Perle Sachsen-Anhalts bezeichnet. Wir kamen uns ein wenig wie Fremdkörper vor und wurden von den Einheimischen etwas ungläubig beäugt, als wir durch den Ort schlenderten und uns die besonderen Fachwerkbauten angeschaut haben. Ein Besuch lohnt sich aber auf alle Fälle und es ist angenehm durch die ruhigen Gassen zu spazieren.

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Quedlinburg

Quedlinburg hat eine reiche Geschichte zu erzählen. Einst trugen die deutschen Stämme 919 dem Sachsenherzog Heinrich die Königskrone an. Die ganze Stadt atmet Geschichte aus, die 1200 geschützten Bauwerken bilden ein lebendiges Museum deutscher und auch europäischer Geschichte. Zurecht gehört die Stadt zum Weltkulturerbe und zieht Touristen aus der ganzen Welt an. Auch wenn das Land bereits in der Altsteinzeit besiedelt war, so wird die heutige Stadtgründung auf das Jahr 835 datiert. In dieser Zeit wurde die Wipertikirche gegründet und die Königspfalz wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im 10. Jahrhundert erhielt der gegründete Damenstift auf dem Schlossberg Markt-, Münz- und Zollrechte von Kaiser Otto III. für Quedlinburg. Dieser Damenstift und seine Äbtissinnen sollten die Entwicklung der Stadt für die nächsten Jahrhunderte prägen. Durch die Osterpfalz wurde Quedlinburg immer bedeutender und hatte bereits im 11. und 12. Jahrhundert eine politische Bedeutung. Der Beitritt zur Hanse erfolgte 1426 und es entstand ein Machtkampf zwischen der aufstrebenden Stadt und dem Einfluss des Damenstifts. Der Konflikt gipfelte in einem gewaltsamen Kampf, den die Bürger Quedlinburgs verloren. Die Stadt trat gezwungener Maßen aus der Hanse und allen anderen Bündnissen aus. Erst die Reformation machte dem Macht Einfluss des Damenstifts ein Ende und es folgte eine Umwandlung in ein weltliches Damenstift. Es folgten Zeiten des Aufschwungs und der Verwüstung. Erst die Blumen- und Saatgutzucht brachte der Stadt im 18. und 19. Jahrhundert wieder ein stabilen Wohlstand. Die neuen Saatzüchtungen erreichten Weltruhm und machten die Stadt am Harz weltbekannt. Dagegen schlachtete das NS-Regime die 1000 Jahre alte Geschichte Quedlinburgs für ihre Zwecke aus. 1945 konnten die Amerikaner Quedlinburg kampflos und ohne Zerstörung einnehmen. Während der der DDR-zeit verfiel die Altstadt zusehends, nur einzelne Gebäude wurden renoviert und in Stand gehalten. Das gipfelte darin, dass man in den 60er Jahren die komplette Altstadt abreißen und Plattenbauten errichten wollte. Abrissreif war die Altstadt dann in den 80er Jahren endgültig und die Rettung erfolgte direkt nach der Wiedervereinigung in den 90er Jahren. Länger hätte die Altstadt auch nicht mehr durchgehalten! Die Bundesregierung ernannte Quedlinburg zur Modellsanierungsstadt und ermöglichte auf diese Weise durch Steuergelder, aber auch durch Privatinitiativen ganze Straßenzüge wieder herzustellen. 1994 ernannte die UNESCO Quedlinburg zum Weltkulturerbe.

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Im Zentrum der Stadt liegt der Markt, der von den charakteristischen Fachwerkhäusern umrahmt ist und hier steht auch das Rathaus. Das historische Portal entstand 1616 und der schwarze Reichsadler trägt auf seinem Brustschild das Quedlinburger Stadtwappen. An der südlichen Ecke steht der Roland, einst 1477 im Bürgeraufstand gegen den Damenstift zerstört, wurde er später aus den Resten wieder zusammengesetzt und restauriert (1869). Die gotische Marktkirche hinter dem Rathaus ist innen barock ausgestattet und stand einmal inmitten der Marktsiedlung. Nördlich der Kirche schließt sich der sogenannte Kornmarkt an.

Zu einem Stadtbesuch gehört außerdem der Schlossberg und die Wipertikirche. Das Quedlinburger Schloss war der Stammsitz des ersten deutschen Königs und ist somit doch etwas Besonderes. Die Stiftskirche St. Servatius war einst die Kirche Damenstifts. In der Krypta liegen die Grabstätten von Heinrich I. dem ersten deutschen König und seiner Frau Mathilde. In einem Anbau kann man sich den Quedlinburger Domschatz anschauen. Dessen Geschichte bis in das 10. Jahrhundert reicht. Dies ist aber bei der reichen Geschichte dieses Ortes auch kein Wunder. Aus der Residenz der Stiftsdamen ist das Schloss hervorgegangen. Außerdem hat man von hier oben einen tollen Blick über die vielen kleinen Gässchen mit den vielen bunten Fachwerkhäusern.

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Dem Schlossberg gegenüber liegt der Münzberg und das dortige Marienkloster war Sitz des Frauenstifts, das 986 durch die erste Äbtissin gestiftet worden war. Die romanische Wipertikirche ist im frühen 10. Jahrhundert erbaut worden und gehört damit zu den ältesten romanischen Bauwerken in Deutschland.


Tipp: Wer keine Scheu vor ein paar Höhenmetern hat, sollte unbedingt einen Ausflug zur Altenburgwarte machen. Von hier hat man einen wunderschönen Blick über die ganze Gegend und Quedlinburg.


Wernigerode

Herman Löns sagte einmal, dass Wernigerode "die bunte Stadt am Harz" sei. Wenn man durch die Gassen mit den vielen bunten Fachwerkhäusern schlendert, möchte man dem Heide-Dichter auch gleich zustimmen. An dem kleinen Städtchen mit seinen etwa 32.000 Einwohner führt kaum ein Weg vorbei. Es liegt verkehrsgünstig an der Bundesstraßen 6 und 244, sowie an der Bahnstrecke Leipzig - Hannover und auch die HBS (Harzer Schmalspurbahn) fährt von hier zum Brocken.

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Die Entstehungsgeschichte des Ortes ist weitestgehend unbekannt, man geht davon aus, dass der Ort nach Rodungen im 9. bzw. 10. Jahrhundert entstanden ist. Am 17. April 1229 erhielt Wernigerode die Stadtrechten und nachdem 1429 der letzte Graf verstorben war, übernahm der Stolberger Graf Botho die Stadt. Im 16. und 17. Jahrhunderten wurden viele Frauen Opfer des weit verbreiteten Teufels- und Hexenglaubens im Harz. Alleine in Wernigerode fanden 28 Hexenverbrennungen urkundlich belegt statt. Es folgten weitere schwere Jahre im Dreißigjährigen Krieg, worauf die Pest folgte und viele Bürger starben. Langsam erholte sich die Stadt und in der Gründerzeit entstanden zahlreiche Betriebe für Nahrungsmittel und Papierfabriken und die Stadt bekam einen Bahnanschluss. Der Grundstein für den Harz-Tourismus war gelegt. Außerdem zogen viele pensionierte Beamte und Offiziere in die kleine Stadt, um hier ihren Altersitz zu finden. Während der NS-Zeit wurde vor allem Rüstungsproduktion in den zahlreichen Fabriken betrieben. Nach dem Krieg wurde die Stadt sowjetische Besatzungszone und lag nur 10 Kilometer von der innerdeutschen Grenze entfernt.

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Bei einem Bummel durch die Stadt passiert man die wunderschön renovierten Fachwerkhäuser. Das markante Rathaus mit den schönen Fachwerkelementen entstand 1429. Die Knaggen sind mit 33 bunten Holzfiguren geschmückt. Diese sollte man sich unbedingt mal etwas genauer anschauen. Vor dem Rathaus steht der neogotische Marktbrunnen aus dem Jahr 1848. Das gotische Haus neben dem Rathaus wurde 1360 erstmals erwähnt und dient heute als schickes 4-Sterne-Hotel. Den besten Blick auf die Häuser am Marktplatz hat man vom Café am Markt. Parken kann man direkt am Markt.


Zur Burg kommt man nur zu Fuß oder mit der Bimmelbahn bzw. Pferdekutsche. Das Neuschwanstein des Ostens ist schon von weitem sichtbar und das Wahrzeichen der Stadt. Es entstand zu Beginn des 13. Jahrhunderts und diente den Grafen zu Stolberg-Wernigerode als Herrschaftssitz, auch wenn während des Dreißigjährigen Krieges dieser nach Ilsenburg verlegt worden ist. Erst zu Beginn des 18. Jahrhundert besann man sich zurück und baute die einstige Burg zum Barockschloss um. Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode verpflichtete den Architekten Carl Frühling für den Umbau des Schlosses und Friedrich von Schmidt baute die Schlosskirche. Dadurch entstand eines der bedeutendsten Bauwerke des norddeutschen Historismus. Wer möchte, kann das Innere des Schlosses besuchen und auf einem Rundgang fast 50 original eingerichtete Wohnräume, die Schlosskirche und die Terrassengärten sehen.

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Von Wernigerode hat man die Möglichkeit mit der HSB Bahn auf den Brocken oder zur Eisfelder Talmühle zu fahren. Einsteigen kann man im Bahnhof Westerntor, dessen Baumeister Fritz Höger war. Der Hamburger ist vor allem durch den norddeutschen Backsteinexpressionismus bekannt geworden und sein bekanntestes Bauwerk ist das Chilehaus in Hamburg. Während unseres Aufenthalts fuhr die Bahn jedoch nur bis Schierke, daher haben wir auf eine Fahrt verzichtet.

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Das Reisen ist neben der Fotografie meine große Leidenschaft. Ich liebe es die unterschiedlichsten Reisearten zu nutzen und dabei die Erlebnisse mit meiner Kamera festzuhalten.

 

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