Schottland: Geschichte
- Taunustörtchen
- 18. Okt. 2020
- 6 Min. Lesezeit

Vor rund 10.000 Jahren wanderten die ersten Siedler nach Schottland ein, nachdem sich die Eiszeit langsam zurückbildete. Aus dieser Zeit ist nur wenig bekannt und erst die Kulturen des 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. haben zahlreiche Spuren hinterlassen. Diese Steinzeit Relikte sind sehr beeindruckend und gehören zu jedem Schottland Besuch.
Die Kelten besiedelten das Land ab etwa 800 v. Chr. und bauten vor allem Hügelfestungen, die sogar noch durch die Römer benutzt wurden. Auch die Erbauung von Brochs ab ca. 100 v. Chr. gehören in diese Zeit und sind noch heute auf den Hebriden, den Orkneys und auf Shetland zu finden. Der erste Vorstoß der Römer erfolgte 79 n. Chr, doch der Erfolg gegen die Schotten war von kurzer Dauer und die Römer zogen sich nach England zurück. Davor wurde jedoch der berühmte Hadrianswall errichtet, der als Grenzbefestigung diente und zwischen Newcastle und Solway Firth verlief. Ob er wirklich zum Schutz vor den Barbaren aus dem Norden errichtet wurde, ist bis heute umstritten. Sicher ist nur, dass er die nördlichste Abgrenzung des Römischen Reiches in Großbritannien markiert.
Die verschiedenen Stämme formierten sich als Pikten, deren Zentren Pictavia vor allem im Nordosten und Norden Schottlands lagen. Auch wenn sich die Römer zurückgezogen hatten, so versuchten englische Siedler aus Northumbria immer wieder sich Richtung Norden auszubreiten. In der Schlacht von Dunnichen wurden diese vernichtend von den Pikten geschlagen. Dagegen siedelten im Südwesten Schottlands seit Ende des 5. Jahrhunderts die keltischen Scotti, die ursprünglich aus Irland stammten. Sie gründeten das neue Königreich Dalriada auf dem Gebiet des heutigen Argyll und Kintyre. Hierzu kann man auch die christliche Siedlung auf Iona zählen und dessen Missionar Columba.

Der Anführer der Scotti, Kenneth MacAlpin, bezwang Mitte des 9 Jahrhunderts die Pikten und errichtete das erste gemeinsame schottische Königreich. Mittlerweile geht man davon aus, dass die Pikten durch die von Norden einfallende Wikinger so geschwächt waren, dass sie sich gegen die Scotti nicht mehr voll zu wehr setzen konnten. Die Wikinger bauten währenddessen ihre Siedlungen auf den Shetlands und den Orkneys weiter aus. Nach und nach Besiedelten sie auch die Hebriden, Kintyre und Caithness.
Im Laufe der Zeit konnte Malcom Canmore (1031-1093) das schottische Königreich festigen und auch sein Sohn David I. (1080-1153) führte das Werk der Familie fort. So stammen die Abteien Melrose, Dryburgh und Jedburgh aus dieser Zeit und sollten vor allem die schottische Stärke demonstrieren. 1237 wurde die englisch-schottische Grenze im Vertrag von York festgeschrieben. Knapp 30 Jahre später besiegte Alexander III. (1241–1286) den norwegischen König Haakon bei Largs (1263) und die Hebriden, sowie die schottische Westküste gingen an die schottische Krone. Da das schottische Königshaus in ständige Auseinandersetzungen mit England verstrickt war, setzte man den Clan MacDonald als Lords of the Isles in diesen Gebieten ein, um die schottische Macht zu festigen.
Der Tod Alexanders III. führte zu einer politischen Krise, da die Nachfolge unsicher war. Alexanders Tochter Margaret starb minderjährig und so baten die Adligen den englischen König Edward I. um Rat. Dieser nutzte die Situation jedoch aus und so setzte John Balliol als Vasall ein. Dessen aber nicht genug, besetzte Edward 1296 Schottland und brachte den schottischen Krönungsstein (Stone of Destiny) nach Westminster. Der schottische Widerstand gipfelte, unter der Führung von William Wallace, mit der englischen Niederlage am 11. September 1297 bei Stirling Bridge. William Wallace wurde daraufhin zum Steward of Scotland ernannt. Jedoch herrschte nicht lange Frieden, denn bereits in der Schlacht von Falkirk (1298) besiegten die Engländer William Wallace, der anschließend in den Untergrund gehen musste. 1305 wurde er gefasst und im Tower von London hingerichtet.
Die Engländer konnten ihren Sieg jedoch nicht lange genießen, denn bereits 1306 setzte sich Robert the Bruce an die Spitze des schottischen Widerstands und ließ sich zum König ausrufen. Zunächst suchte er in Irland Zuflucht, kam aber nach dem Tod Edwards I. zurück nach Schottland und führte zahlreiche Kämpfe gegen dessen Nachfolger Edward II. Am 24. Juni 1314 kam es zu einer denkwürdigen Schlacht der beiden Gegner. In der Nähe von Stirling bei Bannockburn besiegte Robert the Bruce den englischen König mit großer Überlegenheit. Diesen Sieg haben die Schotten im Folksong Flower of Scotland festgehalten, denn hier heißt es, dass man Edward nach Hause geschickt hat, um noch einmal nachzudenken. Kein Wunder, dass das Lied die heimliche Nationalhymne ist. 1320, Robert the Bruce war noch immer nicht vom Papst anerkannt, daher verfasste der Abt von Abroath einen Brief (Declaration of Abroath) an den Papst, der von den Adligen Schottlands unterschieben wurde. Vollmundig erklärten hierin die Adligen, dass solange es 100 von ihnen geben würde, sie sich niemals England untergeben würden. Sie forderten weder Ruhm noch Reichtum, sondern nur die Freiheit, kein ehrenhafter Mann freiwillig aufgeben würde. Dieser Brief ging als Unabhängigkeitserklärung in die Geschichtsbücher ein. Nach 15 Jahren erkannte Edward und der Papst das schottische Königreich an, zu dieser Zeit lag Robert jedoch schon im Sterben. Trotzdem folgte daraus die Grundlage für eine staatliche Unabhängigkeit.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts folgte die Phase der Stuarts auf dem schottischen Thron. Auch wenn die Stuarts oft polarisierten, so machten sie mit der Gründung der Universitäten in St. Andrews, Glasgow und Aberdeen, das Land zu einem bedeutenden akademischen Standort. Außerdem wurde St. Andrews 1472 zum ersten Erzbistum auf schottischem Boden. Wenige Jahre später folgte Glasgow und wertete das Land auch kirchenrechtlich stark auf. 1468 heiratete James III. die Tochter des dänisch-norwegischen Königs, die eine große Mitgift mitbrachte. Die Orkneys und die Shetland Inseln wurden für 500 Jahre als Pfand übertragen. Auf diese Weise endete die Herrschaft der Wikinger in Schottland. Auch wenn das Haus Stuart seine Macht auf diese Weise festigen konnte, so gab es immer wieder innenpolitische Auseinandersetzungen mit den knapp 200 Jahre zuvor eingesetzten Lords of the Isles im Westen des Landes. Dies gipfelte darin, dass James IV. die Lords 1493 entmachtete. Es folgte eine Zeit zahlreicher Konflikte zwischen den schottischen und englischen Armeen. 1513 erlitt die schottische Armee eine herbe Niederlage bei Flodden, in der auch der König sein Leben verlor. Ähnlich erging es seinem Sohn und Nachfolger James V. Dieser verstarb 1542 und hinterließ der 6 Tage alten Tochter Maria Stuart (1542-1567) seine Krone.
Mary of Guise, die Mutter von Maria Stuart, brachte ihre Tochter zum Schutz nach Frankreich, wo sie katholisch erzogen wurde. In Schottland breitete sich jedoch die Reformation immer weiter aus.1560 setzte sich diese unter dem kalvinistischen Prediger John Knox durch. Als Maria Stuart 1561 in ihr Land zurückkehrte, hatte es sich grundlegend verändert. Während ihrer Regierungszeit kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit John Knox. Die Irrungen und Wirrungen ihres Lebens wurden bereits zahlreich verfilmt und stellt sie als eine der tragischsten Figuren der schottischen Geschichte dar. Ihr Sohn James bestieg 1603 auch den englischen Thron, somit waren die beiden Länder miteinander verbunden. James I. verlegte seinen Regierungssitz von Edinburgh nach London und machte somit die Wichtigkeit der beiden Länder deutlich.
Die Nachfolgende Herrscher verfingen sich immer wieder in innerpolitischen Auseinandersetzungen, die in Bürgerkriegen endeten. So versuchte Charles I. (1625-1649) teile der Reformation rückgängig zu machen, was ihn in beiden Ländern unbeliebt machte. 1649 wurde er dann vom englischen Parlament hingerichtet und Oliver Chromwell zum neuen Herrscher ernannt. Der Sohn von Charles I. ließ sich 1651 zum schottischen König Charles II. krönen. Diese Bewegung ließ Oliver Chromwell niederschlagen und Charles II. flüchtete auf das europäische Festland. Er kehrte erst nach Chromwells Tod auf die Insel zurück, wo er 1685 starb. Sein Sohn James VII. bestieg den Thron, wurde aber bereits 3 Jahre später durch das englische Parlament abgesetzt. Man rief William III. zum neuen Herrscher aus, James IV. hatte jedoch noch viele Anhänger bei den Highland Clans (Jakobiten). So kam es zu einem erneuten Bürgerkrieg, der erst 1690 mit der endgültigen Reformation beendet wurde.
1707 unterschrieben beide Länder einen Vereinigungsvertrag (Treaty of Union), der auch die Auflösung des schottischen Parlamentes beinhaltete. Unangetastet sollten die Religion, das Bankwesen und das Schulsystem bleiben. Erst der Aufstand unter Führung von Prince Charles Edward (1720-1788), besser bekannt als Bonnie Prince Charlie, war ein Versuch wieder zu einem unabhängigen Schottland zu gelangen. 1745 marschierte er Richtung Edinburgh und eroberte die Stadt. Dessen aber nicht genug, marschierte er immer weiter Richtung Süden, wo der englische König George II. bereits seinen Thron in Gefahr sah. Als Charles immer mehr Anhänger verlor, kehrte er nach Schottland zurück, wo er 1746 vernichtend geschlagen wurde. Charles flüchtete nach Frankreich und in Schottland wurden einschneidende Maßnahmen durchgeführt. Das Clan-System wurde zerschlagen, die gälische Kultur fast ausgerottet.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hielt auch in Schottland das georgianische Zeitalter Einzug. Schottische Waren konnten in die Kolonien verkauft werden, es gab einen deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung, der es auch bis in die ländlichen Gegenden schaffte. Die industrielle Revolution führte jedoch zu einer Entvölkerung der Highlands. Immer Menschen zogen in die Großstädte, um dort zu arbeiten. Viele der ehemaligen Clan-Chefs wurden zu feudalistischen Grundbesitzern, die immer mehr aus ihren Ländereien heraus holen wollten. So kam es zu den sogenannten Highland Clearances.
1822 reiste George IV. als erster britischer Monarch nach Schottland.Den Erzählungen nach, soll er das Brennen von Whisky legalisiert haben und wurde daraufhin euphorisch gefeiert. Schottland ging immer mehr im britischen Empire auf. Erst nach dem zweiten Weltkrieg kamen erneute Unabhängigkeitsdiskussionen auf. Die folgende Rezension der kommenden Jahre wurde vor allem der Regierung in London zugeschrieben. Die Kluft zwischen England und Schottland verbreiterte sich immer mehr. Am 1. Juli 1999 eröffnete die Queen das neue schottische Parlament in Edinburgh. Am 18. September 2014 kam es dann zum Unabhängigkeitsreferendum , das mit einer 55% Mehrheit abgelehnt worden ist. Der Austritt Großbritanniens aus der EU (BREXIT) führte jedoch zu neuen Diskussionen über die Unabhängigkeit, da die meisten Schotten für einen Verbleib in der EU gestimmt hatten. Man kann also gespannt sein, wie das die schottische Geschichte in der Zukunft bereit hält.
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