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  • AutorenbildTaunustörtchen

Usbekistan: Architektur und Kunst



Einer der wichtigsten Gründe für eine Reise nach Usbekistan sind die architektonischen Wunder, die von blauen Fliesen und Kuppeln geschmückt werden. So prachtvoll viele Moscheen von außen sind, so einfach gehalten sind sie oft im Inneren. Meistens ist nur die Gebetsnische kunstvoll verziert und vereinzelt findet man bunt bemalte Kuppeln. Diese schlicht gehaltenen Moscheen sind meistens Nachbarschaftsmoscheen (Gusar-Moscheen), zu denen eine gewisse Anzahl an Haushalten gehört. Die Freitagsmoscheen sind größer und meistens prachtvoller ausgestattet. Diese Dschuma-Moscheen dienen den Männern bei ihren Freitagsgebeten. Zusätzlich gibt es sogenannte Festtagsmoscheen (Namasgach-Moscheen), die vor allem an hohen Feiertagen besucht werden. Diese bestehen meist aus einem offenen Platz und einer Gebetsnische. Viele Moscheen teilen sich in einen offenen Teil, der vor allem im Sommer genutzt wird und einem geschlossenen Raum für die Wintermonate. 

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Von den einst zahlreichen Koranschulen (Medresen) sind nur noch wenige in aktiver Benutzung. Das hat für Touristen den Vorteil, dass man die wunderschöne Architektur sowohl innen und außen genießen kann. In diesen islamischen Bildungsstätten wird neben dem Koran, Arabisch und islamisches Recht gelehrt. Teilweise gibt es aber auch Vorlesungen in Mathematik, Medizin, Englisch oder sogar Informatik. Auch hier wird mit der Zeit gegangen. Der Aufbau einer Medrese ist meistens ähnlich. So besteht sie aus verschiedenen Unterrichtsräumen (Dars-Chane) und den kleinen Räumen der Studenten (Hudschra), die meist um einen großen Innenhof angelegt sind. 

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In Usbekistan stehen zwei der ältesten Mausoleen Zentralasiens. In Buchara ist das Samaniden Mausoleum [Bild: unten] beheimatet und in Tim das Arab-Ata-Mausoleum. Diese beiden Gebäude bestehen aus nur einem Raum mit zentraler Kuppel. Symbolisch soll der viereckige Raum für die Erde und die Kuppel für den Himmel stehen. Bis zum 12. Jahrhundert wurden Bauwerke vor allem durch gebrannte, unglasierte Tonziegel errichten, die zu verschiedenen Mustern angeordnet wurden und so die Schwere eines Bauwerks nahmen.


Später erbaute Mausoleen sind deutlich aufwendiger gebaut und haben deutlich mehr Verzierungen. Außerdem sind sie in einen Gebetsraum (Ziarat-Chane) und einen Grabraum (Gur-Chane) aufgeteilt. Im Grabraum findet man einen sogenannten Gedenkstein oder Kenotaph. Der Leichnam befindet sich in der Erde unterhalb des Gedenksteins. Der Höhepunkt der usbekischen Mausoleen gipfelt sicher in der prachtvollen Gräberstraße Schah-i-Sinda in Samarkand. Was für eine Pracht!  ​ Neben den prachtvollen Medresen und Moscheen sind die zahlreichen Minarette architektonische Meisterwerke, die vielfach ebenfalls mit blauen Fliesen verziert sind. In früherer Zeit wurden sie nicht nur genutzt, um zum Gebet zu rufen, sondern sie waren auch Prestigeobjekte der jeweiligen Herrscher. Denn sie spiegelten mit ihrer architektonischen Leistung die Finanzierung von guten Architekten und Ingenieuren wider. Daneben dienten die von weit sichtbaren Minarette als Orientierung für Karawanen und in unruhigeren Zeiten dienten sie als Wachtürme.  ​ Besonders auffällig ist der sogenannte Iwan oder Aiwan. Dabei handelt es sich um eine tiefe und sehr hohe Raumnische. Diese bietet im sehr heißen Sommer Schatten und wurde nicht nur in religiösen Gebäuden, sondern auch in Wohnhäusern, ein zentrales Element. In Usbekistan findet man häufig die sogenannten Vier-Iwan-Anlagen. Hierbei befinden sich an allen vier Fassaden mittig eine Raumnische, die dadurch eine symmetrische Architektur bilden. Oft sind diese Nischen von einem hohen Portal (Pischtak) überbaut. Der Iwan ist sozusagen der negative Raum innerhalb des großen Portals. 


Ein weiteres weit verbreitetes architektonisches Element sind die Mukarnas. Sie kommen oft zum Einsatz, wenn Übergänge zwischen Innenraum (eckig) und Kuppel (rund) überbrückt werden müssen. Mit ihrer wabenartigen Struktur dienen sie auch oft als oberer Abschluss von Raum- und Gebetsnischen.  ​ Zur Beherbergung der zahlreichen Reisenden der Seidenstraße gab es eine Vielzahl an Karawansereien, die einen ähnliche Aufbau, wie eine Medrese haben. Um einen Innenhof herum lagen kleine Zellen, im Erdgeschoss meistens als Lager verwendet und im oberen Stockwerk befanden sich die Zimmer für die Gäste. Die Pferde, Kamele oder Esel blieben im Innenhof, der auch einen Brunnen hatte. Einige Karawansereien hatten auch kleine Läden, in denen die Waren direkt verkauft werden konnten.  ​ Die Basare waren ein zentrales Element jeder Siedlung und entstanden meistens um die wichtigsten Straßen herum. Meistens wurden Kuppeldächer errichtet, die die Besucher und Waren vor der Hitze schützten. Mittlerweile stehen die Basare oft frei, ohne einen Anschluss an andere Häuser. Dies ist vor allem in Buchara zu beobachten, da die ehemaligen Häuser und Straßen verschwunden sind und nur die Basare erhalten geblieben sind.


Ab dem 12. Jahrhundert wurden die gebrannten und unglasierten Tonziegel als Deko-Element von Ranken und geometrischen Mustern abgelöst. Hierzu wurden Terrakottaplatten mit weißen, türkisfarbenen und blauen Fliesen an Gebäuden angebracht. Ab dem 15. Jahrhundert setzte man eine Kombination aus glasierten und unglasierten Ziegeln für die Dekoration ein. Diese Art eignete sich, um religöse Inschriften an Gebäuden anzubringen. Vor allem die so genannte Kufi-Schrift ist häufig an religösen Gebäuden zu finden [Bild: oberes Bild]. Sie ist leicht durch ihre archaische und geflochtene Art zu erkennen. Neben der Kufi-Schrift wurden noch die Naskhi- und die Thuluth Schrift verwendet. Beide sind filigraner und weicher, oft sind Zeilen übereinander geschrieben und einzelne Buchstaben überschneiden sich. Beide Schriftarten gehören zum Kanon der sechs Schreibstile aus dem 10. Jahrhundert, die vom Wesir Ibn Muqla definiert wurden. Dabei ist die Naskhi [Bild: unteres Bild] die am weitesten verbreitete Schriftart im arabischen Raum. 


Als Hasarbaf (1000 Webereien) bezeichnet man ein flechtartiges Muster, das aus einer geometrischen Anordnung aus glasierten und unglasierten Ziegeln besteht. Dies kann man unter anderen an den Medresen auf dem Registan Platz in Samarkand betrachten. 

Die Techniken und die Farbtöne wurden immer ausgefeilter und so waren die Handwerker bald in der Lage auch gelbe und helles grüne Glasierungen herzustellen. Für kleinteilige Mosaike wurden große, bunte Fliesen gebrannt, die anschließend in die kleinen Formen geschnitten wurden. Ein weiteres Meisterwerk sind die sogenannten Girich Fliesen (Gereh Fliesen), die aus einem Satz von fünf unterschiedlichen Fliesenformen (Fünf-, Sechs-, Zehneck, Rhombe und eine Art Fliege) bestehen. Hiermit war es möglich große Flächen mit geometrischen Mustern zu versehen, die Sterne ergeben.

Ein weiteres sehr wichtiges Stilelement ist die Arabeske. Aus Wellen und Spiralen bilden sich Ranken und Blütenknospen. Sie besitzen meisten weder Anfang noch Ende und verzieren große Flächen. Die Blumen stehen für die Schöpfung, sind an Mausoleen angebracht, so symbolisieren sie das Paradies. 


Sprache und Schrift

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Wie bereits zuvor erwähnt war während der Sowjetzeit das Russische Amtssprache und wurde an Schulen, Universitäten und auch in der Verwaltung gesprochen. Nach der Unabhängigkeit in den 90er Jahren wurde das Usbekische zur Amtssprache erklärt und sollte im Laufe der Zeit das Russische verdrängen. Hierbei hat man jedoch nicht bedacht, dass Russland auch weiterhin ein wichtiger Partner sein würde und so ist das Russische auch weiterhin eine wichtige Sprache des Landes. Das Usbekische gilt erst seit 1923 als eigenständige Sprache, das zunächst bis 1928 mit dem arabischen Alphabet geschrieben wurde. Anschließend schrieb man mit dem lateinischen Alphabet (bis 1940) und danach wurde ein angepasstes kyrillisches Alphabet etabliert. Nach der Unabhängigkeit kehrte man zu den lateinischen Buchstaben zurück, jedoch werden oft auch weiterhin kyrillische Buchstaben verwendet. 

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