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Was ich alles durch das Reisen gelernt habe

  • Autorenbild: Taunustörtchen
    Taunustörtchen
  • 25. Mai 2020
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Okt. 2020




Reisen zu können, ist nicht selbstverständlich


Auch wenn es sich viele in Deutschland nicht vorstellen können, aber Reisen ist ein Privileg und sollte nicht als selbstverständlich genommen werden. Auf der einen Seite ermöglicht uns der deutsche Reisepass die Einreise in fast alle Länder dieser Welt und viele Länder können sogar ohne Visum besucht werden. Auf der anderen Seite haben viele von uns die finanziellen Mittel und die Zeit eine Reise unternehmen zu können. Auf vielen meiner Reisen habe ich Menschen getroffen, die es sich leider nicht leisten konnten, das eigene Land zu bereisen, geschweige denn eine andere Kultur kennenzulernen. Trotzdem haben gerade diese Menschen eine unglaubliche Neugier und freuen sich, dass man mit ihnen in Kontakt kommt und von der eigenen Heimat erzählt oder ihnen berichtet, was einem an ihrem Land gefällt. Dies sind die vielen kleinen Anekdoten und Erinnerungen, an die man Zuhause zurückdenkt und die das Gesicht des bereisten Landes prägen.    





Zusätzlich hat uns das Jahr 2020 gezeigt, dass es ganz schnell zu einem globalen Lockdown kommen kann und die Selbstverständlichkeit des Reisens schneller endet, als wir es uns wohl alle vorstellen konnten. Innerhalb weniger Wochen wurden Grenzen geschlossen, auch innerhalb von Europa und die deutsche Regierung hat die größte Rückholaktion deutscher Staatsbürger durchgeführt die es je gab. Die rasante Verbreitung der Coronavirus-Erkrankung (COVID-19) hat uns alle kalt erwischt und in vielen Bereichen zu einem Umdenken geführt. Wann und wie wir in Zukunft wieder reisen können, wird sich erst noch zeigen.


Man muss nicht alles hinter sich lassen, um auf Reisen zu gehen und Abenteuer zu erleben

Wir alle kennen diese imposanten und fesselnden Reiseberichte von Menschen, die es geschafft haben, alles hinter sich zu lassen, um in die weite Welt zu ziehen. Ich gehöre nicht dazu und stehe zu meiner benötigten Sicherheit, da ich viel investiert habe, um an diesem Punkt zu sein. Nicht jeder möchte oder kann seinen sicheren Job aufgeben, um fremde Länder zu erkunden und Monate fern der Heimat zu leben. Viele von uns haben 27 - 30 Tage Urlaub im Jahr. Das sollte ausreichen, um in die Welt zu ziehen und Neues zu erleben. Nichtsdestotrotz, kann es befreiend sein, wenn man nicht mit einem 23 kg Koffer unterwegs ist, sondern sich auf das Wesentliche beschränkt. Dies kann auch ein Prozess sein, jedenfalls war es bei mir einer. Mittlerweile reicht mir eine mittlere Reisetasche und ein Fotorucksack auf meinen Reisen. Manchmal ist weniger mehr.




Reisen ist kein Wettbewerb


Ob Facebook, Instagram oder Reiseblogs: Mittlerweile könnte man meinen, dass ein Krieg um das außergewöhnlichste Reiseziel, das spektakulärste Bild und die Erkundung der abgelegensten Region entbrand ist. Dabei wird der Grund einer Reise völlig vergessen: Es zählt nicht, wie viele andere Menschen man mit seiner Reise beeinflusst, sondern welche Erfahrungen man durch seine Reise macht und welche Erinnerungen am Ende bleiben. Es geht auch nicht darum, möglichst schnell alle 197 Länder der Welt abzuhaken. Auf einigen meiner Trips habe ich viele sogenannter Influencer kennengelernt. Am Pragser Wildsee trafen wir ein Pärchen, das am Morgen noch in Ljubljana gewesen war, am Nachmittag Fotos am See in Tirol machte und abends in Venedig übernachten wollte. Das Ziel ihrer Reise war es, ein einfaches Bild zu machen, das nachher auf Instagram eine möglichst große Reichweite erzielt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man auf diese Weise viel von seiner Umgebung und den Menschen aufnehmen kann. Weiß man nach so einem rasanten Trip noch, wo man alles war, wenn die Zeit fehlt, besondere Erfahrungen und Begegnungen zu erleben? Ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass wenn ich zu viele Kurztrips direkt hintereinander gemacht habe, dass ich manchmal morgens beim aufwachen kurz überlegen musste, wo ich mich gerade befand. Das war ein wirklich komisches Gefühl, das nicht erstrebenswert ist. Ich persönlich habe auch kein Problem damit, dass ich ein Foto mache, das schon viele andere vor mir gemacht haben. Denn dieser Moment gehört mir und den möchte ich in meinen Erinnerung behalten. Es versteht sich von selbst, dass man nicht immer zur perfekten Uhrzeit an einem Fotospot sein kann und das eigene Bild eventuell nicht an die Qualität mancher Instagram oder Google Fotos heranreicht. Und damit komme ich zu meinem nächsten Punkt.




Habe keine zu großen Erwartungen


Vor jeder Reise steht die Planung und dazu gehört bei den meisten auch eine Bildersuche der bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Jeder kennt diese stimmungsvollen Aufnahmen auf Instagram und die vollmundigen Erzählungen auf diversen Reiseblogs. Ist es dann endlich soweit und man steht vor seinem Traumziel, hat die Realität leider nicht mehr viel mit den zuvor im Internet gesehenen Bildern zu tun oder es sind so viele andere Menschen vor Ort, dass einfach keine Stimmung aufkommen will. Gerade bei sehr bekannten Sehenswürdigkeiten kann so etwas passieren. Macht man sich zuvor bewusst, dass man den Sonnenuntergang nicht alleine auf dem Eiffelturm erleben wird oder dass Venedig auch im Regen schön ist, so wird man deutlich weniger Enttäuschungen auf seinen Reisen erleben. Denn Instagram etc. sind nicht dafür gemacht, die echte Realität zu zeigen, sondern eine Sammlung schöner und perfekter Bilder. 




Die Gelassenheit des Reisens


Wenn man eines auf einer Reise lernt, dann ist es Geduld und Gelassenheit und dass man hiermit oft eher ans Ziel gelangt, als durch penible Planung. Wir sind es gewohnt, unser Leben wie ein Uhrwerk durchzutakten und die äußeren Umstände lassen dies auch meistens zu. Befindet man sich jedoch auf Reisen, so merkt man schnell, dass die äußeren Umstände gegen die Planung laufen können. Ausnahmsweise streiken die Busfahrer oder der nette Herr an der Rezeption will einen einfach nicht verstehen oder das gebuchte Hotel findet die Reservierung nicht und man muss sich eine neue Bleibe suchen. All dies kann einem auf einer Reise passieren, aber anstatt das schlechte darin zu sehen, sollte man gelassen bleiben. Die Situation kann man nicht ändern, daher sollte man es als Chance sehen, an den neuen Aufgaben zu wachsen. Diese Eigenschaft, auf ungeplante Ereignisse ruhig und besonnen zu reagieren und flexibel zu bleiben, kann einem auch im Beruf helfen. Wenn man nach der Rückkehr zurückblickt, so erscheint eine solche Umplanung meistens gar nicht mehr als Hindernis, sondern hat die Reise eher bereichert. 




Das Bauchgefühl ist ein guter Begleiter


Es hat noch nie geschadet auf sein Bauchgefühl zu hören, gerade wenn man alleine unterwegs ist. Fühlt man sich in seiner Umgebung sicher und hat Spaß an der Erkundung des Reiselandes, dann kommt man auch mit einem guten Gefühl nach Hause. Jeder kennt sich selber am besten. Was traut man sich selber zu? Ist man sehr ängstlich, kann man auch mal über sich hinauswachsen und neues Terrain erkunden. Trotzdem sollte man keine unnötigen Risiken eingehen, bei denen man sich nicht gut fühlt. Hier kann man niemanden einen Fahrplan geben, das muss jeder für sich selber entscheiden. Es gibt Leute, die wie eine Gazelle auf Berge klettern können und von dort atemberaubende Fotos machen. Ich gehöre leider nicht dazu und überlasse diesen Nervenkitzel anderen. Die eigenen Grenzen zu kennen, führt dazu, dass man mit sich selber im Reinen ist und im Anschluss auch keine Enttäuschung empfindet. Ich kann jedoch sagen, dass ich mit jeder Reise etwas mutiger und selbstbewusster geworden bin. Durch die gemachten Erfahrungen bekommt man Routine mit fremden Kulturen, lernt sich in fremden Ländern zu orientieren und erkundet die eigenen Grenzen. Reisen bereichert das eigene Ich auf unterschiedlichste Weise.




Kraftorte


Jeder kennt sie, die Orte an denen man neue Energie tanken kann. Manche brauchen den Trubel einer Großstadt, andere wiederum bevorzugen die Stille der Natur. Was auch immer man bevorzugt, man sollte diese Orte in eine längere Reise einbauen, um genügend Erholung zu bekommen. Ich persönlich finde Großstädte anstrengend, auch wenn ich es liebe, verschiedenen Museen zu besuchen oder aus einer Restaurant Vielfalt etwas besonderes auszusuchen. Diese Kraftorte können sich im Laufe der Zeit ändern. Mein spezieller Kraftort ist Schottland, an dem ich Energie tanke. War ich ein Jahr nicht dort, so bekomme ich Heimweh und der nächste Urlaub wird dorthin geplant. Allein diese Planung gibt mir bereits Kraft, da die Vorfreude einen großen Teil einer Reise ausmacht. 





Dankbarkeit


Aus persönlicher Erfahrung habe ich gelernt, dass es nicht selbstverständlich ist, gesund zu sein und reisen zu können. Daher empfinde ich nach jeder Reise eine tiefe Dankbarkeit, dass ich diese Möglichkeit hatte und diese Erfahrungen machen konnte. Man sollte nichts als selbstverständlich nehmen, auch nicht, dass man Zuhause wieder einen sicheren Heimathafen hat. 





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About Me

Das Reisen ist neben der Fotografie meine große Leidenschaft. Ich liebe es die unterschiedlichsten Reisearten zu nutzen und dabei die Erlebnisse mit meiner Kamera festzuhalten.

 

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